Wimmer-Czerny: Familienweingut
Willi Schedlmayer | 8. September 2012Das breite Spektrum: hier findet man es.
Von den leichten Weinen zu den spät gelesenen, von den trockenen über die halbtrockenen bis zu den süßen, Weißwein wie Rotwein, auch Sekt – alles ist da. Und alles in sehr guter Qualität.
Diese Vielseitigkeit von Hans Czerny muss erst einmal erwähnt werden, bevor ich versuche zu erklären, was für mich der Kern seiner Qualitätsarbeit ist. Am schönsten leuchtet das Wesenliche für mich bei den ganz leichten und trockenen Weinen heraus: eine herrlich reife Säure, schöner Bodergeschmack, gesunde Aura. Ganz einfach so, wie Wein sein soll. Und ich kann sagen: das schafft er jedes Jahr – oder sogar: je schwieriger ein Jahr, umso größer die Meisterschaft (oder das wie selbstverständliche Gelingen – gerade 2010 etwa zeigt das).
Bei den leichten Weißen entwickelt sich etwa der Rote Veltliner auch über einige Jahre wunderbar. Das gleiche gilt für die mittlere Klasse wie Grüner Veltliner Fumberg oder Riesling Weelfel. Besonders der Riesling erreicht nach meinem Geschmack seine Harmonie erst nach 4-5 Jahren, vorher ist er vielleicht etwas zu rundlich (extraktsüß). Einen Weißburgunder muss man im Alter von 7-10 Jahren gekostet haben, um zu wissen, was für eine Aromenfülle und Tiefe da herauskommt: grandios! Die halbtrockenen Weißweine sollte man mindestens so lange lagern – und die schweren trockenen Weißweine (vor allem natürlich der Grüne Veltliner Felser Berg) haben ein Potential von Jahrzehnten.
Es ist einfach stupend, wie das Potential des Terroirs Wagram hier ausgeschöpft wird: von den perfekt balancierten Leichtweinen bis zu den hochreif geernteten Lagenweinen.
Die Biodynamische Bodenpflege und Rebbehandlung schafft erst die Voraussetzung dafür, dass Spontangärung so regelmäßig gelingen kann, wie das bei Hans Czerny quasi selbstverständlich ist. Die Spontangärung ist aber Voraussetzung dafür, dass auch die “einfachsten” Weine immer eigenwillig und durchaus bereits vielschichtig sind. So wie die Gärung selbst ihre eigene Zeit braucht, gilt das individuell auch für die Weine weiterhin: um zu sich zu kommen, brauchen sie Reifung. Und es ist ein Vergnügen, die kraftvollen Weine dieses Weingutes in ihrer Reifungszeit zu begleiten.
Mit den Rotweinen habe ich weniger Erfahrung – aber sie gehören jedenfalls in respektabler Weise zum umfassenden Angebot an Weinen dazu.
Ein Wort zu den Preisen: menschenfreundlich. Anderswo heischt man durch übehöhte Preise nach Anerkennung. Das hat man hier nicht not. Diese Produkte haben etwas von einem Geschenk an sich: Ist es nicht die Erde und die Sonne, die gibt – und der Winzer vermittelt “nur”? Mittlerpreise. Eigentlich Geschenke. Wir danken!