Médoc
Willi Schedlmayer | 11. August 2010
die Badestrände am Atlantik und die Pinienwälder auf der einen Seite – auf der anderen die Lastkähne auf der Gironde – dazwischen eine eher unscheinbare Weinlandschaft .. und doch finden wir hier die teuersten Châteaux der Welt. Aber eben nicht nur.
Médoc ist vor allem: gut haltbarer Rotwein, der mit der Reifung erstaunliche Finesse entwickeln kann. Auch ein relativ einfacher Wein aus dieser Region kann eine straffe Tanninstruktur haben und braucht dann bis zu 10 Jahre Reife, bevor er sich voll enfaltet.
2015 Médoc – Château Peylaby – gut und preiswert
2010 Médoc – Château Labadie
Jerome Bibey ist mit seinem Labadie 2010 ein sehr typischer Médoc gelungen: deutliche Jahrgangsnase (2010 ist hell-duftig und fein-ansprechend .. und zugleich dunkel-vielversprechend), im Mund schlank und persistent zugleich – ein präziser und ungemein erfreulicher Wein, bei dem das Zauberwort wieder einmal “Équilibre” lautet: alles ist im Gleichgewicht – genug Säure, ausreichend Tannin .. aber auch nicht zuviel, verführerische Nase, jeder Schluck verlangt nach dem nächsten .. und das für diesen Preis!
2009 Médoc – Vieux Château Landon
Inzwischen wurde das Weingut nach Asien verkauft. Dafür ist der Haut Barrail 2010 noch ein Quentchen besser geworden:
2009 Médoc – Château Haut Barrail
2010 Médoc – Château Haut Barrail
2015 Médoc – Château Haut Barrail
.. hier weiter unten ein paar reifere Médoc: Château d’Aurilhac ist immer noch sehr fest am Gaumen, der 99er bereits etwas offener; Charmail 95 ist auf dem Punkt – sehr schön harmonisch; Tour Haut-Caussan hat mehr Tiefe, auch mehr Frische und Fruchtigkeit – und La Lagune zeigt, wie fabelhaft ein Haut-Médoc auch 30 Jahre altern kann: immer noch kraftvoll!!
2015 Haut-Médoc – Château Quimper – gut und preiswert
1999 Haut-Médoc – Château d’Aurilhac
1998 Haut-Médoc – Château d’Aurilhac
1995 Haut-Médoc – Château Charmail
1995 Haut-Médoc – Château Tour Haut-Caussan
1982 Haut-Médoc – Château La Lagune (Etikette kaum mehr lesbar – Jahrgang und Chateau aber auch auf der Kapsel und auf dem Korken)
Listrac
2018 Listrac – Château Reverdi
2016 Listrac – Château Reverdi
2015 Listrac – Château Reverdi
2014 Listrac – Château Reverdi
2012 Listrac – Château Reverdi
2010 Listrac – Château Reverdi
2009 Listrac – Château Reverdi
2009 Listrac – Château Saransot-Dupré
2010 Listrac – Château Saransot-Dupré
2012 Listrac – Château Saransot-Dupré
2014 Listrac – Château Saransot-Dupré
2015 Listrac – Château Saransot-Dupré
2016 Listrac – Château Saransot-Dupré
2018 Listrac – Château Saransot-Dupré
2019 Listrac – Château Saransot-Dupré
auf meine neuen Weine aus Listrac bin ich besonders stolz: Reverdi ist hochfein, ganz sauber und tiefgründig, entwickelt nach mehrstündiger Belüftung auch jetzt schon eine schöne Komplexität. Saransot-Dupré ist höher in der Säure, der 2009er mit einem deutlichen Wärmeton und abgrundtief mit reifen Tanninen bepackt – ein Wein für viele Jahrzehnte! Beim 2010er hat Parker wieder einmal ein paar Punkte mehr rausgelassen – der Wein ist trotzdem wunderbar!
Moulis
2016 Moulis – Château Violette
2018 Moulis – Château Violette
2000 Moulis – Château Duplessis – aus
1999 Moulis – Château Poujeaux
1995 Moulis – Château Chasse-Spleen
Moulis ist nicht so bekannt wie Margaux oder St. Julien – die Weine sind aber fein und komplex – und für die gebotene Qualität auch preiswert. Duplessis 2000 ist 2020 immer noch sehr fest, inzwischen aber ausverkauft, Poujeaux ist bereits sehr schön, Chasse-Spleen großartig
Margaux
2016 Margaux – Château Soussans
2015 Margaux – Château Soussans
1996 Margaux – Château Labegorce
1986 Margaux – Château Margaux
Mit Margaux bin ich nicht so gut bestückt – der Labegorce ist inzwischen recht fein .. aber den Château Margaux trau ich mich noch immer nicht aufzumachen
Pauillac
2015 Paulliac – Château Haut de la Bécade
1995 Paulliac – Château Duhart-Milon Magnum
1985 Paulliac – Château Latour
1989 Pauillac – Château Lafite (Magnum)
Die Weine aus den 80er Jahren sind jetzt gut: Duhart-Milon ist schön harmonisch – Latour 85 hat immer noch eine beachtliche Kralle (viel Charakter) – und Lafite ist wirklich himmlisch, grandioser Stoff
St. Julien
1990 Saint Julien – Château Léoville Poyferré
1989 Saint Julien – Château Léoville-las Cases
den Léoville Poyferré konnte man um 1995 noch für 125 Francs kaufen – für den las Cases musste man das zwei- bis dreifache hinlegen .. war da die Welt noch in Ordnung? Beide Weine sind derzeit voll auf der Höhe – machen wirklich Freude; man sollte solche Weine einmal kosten – und dann Saransot-Dupré kaufen (siehe oben): in 15 Jahren hat man dann auch einen wirklich guten Wein, von dem man sagen kann: der hat damals fast nichts gekostet
St. Estèphe
1989 Saint Estèphe – Château Cos d’Estournel
1966 Saint Estèphe – Château Montrose
St. Estèphe gilt als tanninstreng – dem Cos d’Estournel merkt man aber keine Härte mehr an: er ist geradezu opulent – und wirklich preiswert; in Verkostungen kann er regemäßig auch mit den ganz Großen mithalten (erstaunlicherweise sind immer noch ein paar Flaschen da). Montrose zeigt, was Haltbarkeit im Médoc heißen kann: nicht zu schade für eine schöne Ente!