Beaujolais
Willi Schedlmayer | 22. März 2011Gamay
99 Prozent der Rebfläche im Beaujolais ist mit Gamay bepflanzt, aus dem vor allem Rotwein gemacht wird – der Rest mit Chardonnay. Genetische Untersuchungen weisen dem Gamay als Herkunft eine spontane Kreuzung aus Pinot Noir und Gouais blanc zu. Er ist früh reifend und relativ dünnschalig.
Maceration Carbonique
Ist es nicht herrlich: Weltweit wird Wein mehr und mehr maschinell geerntet, hat sich die Hochkultur in der Reben-Erziehung durchgesetzt, wird nach der Ernte fleissig entrappt .. im Beaujolais aber hat sich eine ganz andere Tradition gehalten. Stockkultur, (die Rebe hat nur einen Stock, an dem sie sich hochranken kann), manuelle Ernte – und dann: ein ganz eigenständiger Umgang mit der Traube im Keller. Entscheidend ist hier, dass die Trauben sehr schonend geerntet werden und daher unverletzt in den Keller kommen – darum händische Ernte.
Es ist aber noch ein bissl komplizierter, denn wenn die Trauben “carbonisch” vergoren weden, sollte vorher schon gärender Most im Gärtank sein, damit das Kohlendioxyd der Maische eine zu starke Oxydation der ganzen Trauben, die zugegeben werden, verhindert. Es wird also vor der eigentlichen Ernte bereits ein Teil der Trauben (ca 10%) geerntet und entrappt und gequetscht, damit schnell eine Gärung in Gang kommt – diese Maische bildet die Grundmasse, auf die dann die nichtentrappten Beeren der eigentlichen Lese geworfen werden. Wenn langsam und sukkzessiv gearbeitet wird, kann später dann das Kohlendioxyd des ersten Gärbehälters in einen zweiten Gärbehälter geleitet werden, um dort die Traubenmasse zu schützen.
Unter dem Druck der angehäuften Trauben beginnt der Saft zu fließen – immer aber im Schutz des Gases im Gärbehälter. Bevor die alkoholische Gärung noch zu Ende ist, wird der Saft bereits abgezogen. Dieser Seihmost kann von fabelhafter Qualität sein – hoch im Zuckerwert (und damit an potentiellem Alkohol), mit geringem Säureanteil, farbig und feinduftig. Aus Kostengründen wird aber auch der Rest der Masse schonend gepresst – in diesem Most ist dann mehr Säure und Tannin enthalten, von den Stängeln auch ein leicht holziger Ton.
Beaujolais oder Süd-Burgund?
Seit 1930 gehört das Beaujolais zum Weinbaugebiet Burgund – doch darf der Rotwein von hier erst seit 1994 sich auf die Appellation Bourgogne beziehen.
Ein Studium der Etiketten meiner Weine des neuen Jahrgangs ergibt folgenden Befund: Der Régnié heißt Cru du Beaujolais und schmeckt auch urtypisch nach der Region. Fleurie und Morgon nennen nur die Appellation, nicht aber die Region Beaujolais – und der Moulin-à-Vent führt die Regionalbezeichnung „South Burgundy“.
Das hat gewiss mit der Reputation der Region zu tun, die durch Massenweine und manchmal geradezu schauderbare Beaujolais nouveaux in Verruf geraten ist. Beaujolais hat von daher einen fatalen Klang – ganz zu unrecht, denn schlechten Wein gibt es auch anderswo. Die Wahrheit ist, dass guter Beaujolais überaus eigenständig ist und sehr gut das Terroir zum Ausdruckl bringt. Die besten Weine kommen sicherlich aus den 10 Appellationen, den Crus du Beaujolais, die sich die Winzer darum zurecht mit Stolz aufs Etikett schreiben dürfen. Innerhalb der Appellationen gibt es auch Lagenbezeichnungen, die in einer zukünftigen Klassifikation eine Rolle spielen dürften. Vielleicht gibt es also auch hier bald 1er Crus. Besonders die Appellation Moulin-à-Vent orientiert sich mehr und mehr an Burgund – hier werden schon länger gut haltbare Weine gemacht, die auch jetzt bereits höhere Preise erzielen.
Zwei Typen von Terroir – vier Klassen Beaujolais
Der Name Beaujolais leitet sich vom Ort Beaujeu her (das alte Bellojovium), früher das Zentrum der Region.
Das große Weinbaugebiet des Beaujolais erstreckt sich zwischen den Städten Mâcon und Lyon auf einer Länge von ca. 55 km. Die Rebhügel steigen von den Tälern der Saône und des Rhône bis zu den bewaldeten Bergen in einer Breite von bis zu 20 km an.
Das kleine Flüsschen Nizerand trennt geologisch zwei Großbereiche – im Norden dominert der rosa Granit, im Süden leuchten weithin die Pierres dorées, warm-goldener kalkhaltiger Sandstein.
Dieser Gliederung entspricht eine Qualitative der Weine: im Süden wächst der leichtere einfache Beaujolais oder Beaujolais superieur, nördlicher darf er sich Beaujolais Villages nennen – und ganz im Norden drängen sich die zehn Crus du Beaujolais aneinander, die besten Lagen, die den Status einer eigenen Appellation haben.
In den nördlicheren Teilen ist bis heute die maschinelle Ernte verboten, es wird also alles von Hand gelesen, damit das unversehrte Traubenmaterial mit der traditionellen „Maceration Carbonique“ vergoren werden kann.
Die Crus
Saint-Amour (317 ha)
Der nördlichste Cru mit lehmig-kalkhaltigen Böden, gemischt mit Granitsand – immer wieder findet man herrliche Weine, die einen richtig anspringen .. und dazu der sprechende Name, der auf einen Missionar zurückgeht, der anscheinend heiliggesprochen wurde.
Juliénas (609 ha)
Langgestreckt (und in einem Teil noch über St. Amour nördlich hinausreichend). Unterschiedliches Mikroklima – ergibt oft sehr feine und subtile Weine.
Chénas (285 ha)
Der Eichenhain, von dem es noch immer Reste gibt, geben dem Dorf und dem Wein den Namen. Vom Boden her ähnlich wie Moulin-à-Vent (Granit und Granitsand) verbindet er die Tugenden seiner Nachbarn: Finesse und Kraft – und kann gut altern.
Moulin-à-Vent (681 ha)
Dieser Cru muss ohne gleichnamiges Dorf auskommen und hat sein Emblem in der weithin sichtbaren Windmühle. Der rosa Granit mit Mangan-Anteilen gibt dem Wein seine typischen Noten. Schon lange gilt der Moulin-à-Vent als der haltbarste Wein aus dem Beaujolais, der sich in guten Jahren erst im Alter von 10 Jahren voll entfaltet und dann Pinot-ähnliche Noten entwickeln kann.
Morgon (1.132 ha)
Eine starke Differenzierung der Böden und Höhenlagen erschweren eine allgemeine Charakterisierung. Als typisch wird jedoch angesehen, wenn ein Basalt-Ton sich bemerkbar macht, was am stärksten in der Lage du Py der Fall ist – der Mont du Py ist ein alter Vulkanhügel. Im Gegensatz zu den pH-sauren Granitböden ist der Basalt-Grund leicht basisch.
Chiroubles (376 ha)
Mit einer durchschnittlichen Höhe von 450 Metern ist dieser Cru der höchstgelegene – die Weine sind duftig und elegant.
Fleurie (879 ha)
Durch die Lage zwischen Morgon, Moulin-à-Vent und Chirouble wird schon deutlich, wie vielfältig die Möglichkeiten hier sind – allgemein wird das Wort „feminin“ bemüht, um die Finesse des Fleurie zu beschreiben. Tatsächlich meist weniger tanninhaltig als der Moulin-à-Vent und ohne den Basalt-Ton des Morgon, reichhaltiger als der Chirouble und typisch durch seine Granitböden ist der Fleurie das Inbild eines Cru du Beaujolais – herrlicher Schwung, schöner Bodenton, fleischig, ohne üppig zu sein, nervig, aber nicht hart .. ah, ah, ah (aber ins Schwärmen könnte man bei jedem anderen Cru auch kommen, wenn man einen guten Wein im Glas hat)
Brouilly (1.315 ha)
Der Brouilly ist der größte Cru – und daher auch am weitesten verbreitet. Einen wirklich guten Brouilly zu finden ist aber gar nicht so leicht! Sie sind dann schön erdig, etwas fleischig und am besten, wenn sie nicht zu jung und nicht zu alt sind – also im Alter von 2-5 Jahren. Von einem Winzer, der keinen Côte-de-brouilly hat, wird er vielleicht aber auch so ausgebaut, dass er leicht 10 Jahre hält!
Côte de Brouilly (331 ha)
Der höchste Vulkanhügel im Beaujolais – die Weine sind wunderbar mineralisch-schlank und von feinen Tanninen gestützt!
Régnié (746 ha).
Erst seit 1988 als zehnter Cru du Beaujolais anerkannt – duftig und wunderbar vollmundig! Schon gar von einem Produzenten wie André Rampon.
Als Quelle hat mir vor allem der Wikipedia-Artikel gedient:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Vignoble_du_Beaujolais
sowie die von hier weiterführenden Links zu den Crus und Fachausdrücken wie Maceration carbonique oder Gamay