Rosé
Bei mir war es vor allem ein Wein, der Jahr für Jahr meine KundInnen begeistert: der Rosé von Château Coursou aus Bordeaux. Doch dieser Wein ist Geschichte. Derzeit im Angebot: der Wein von Château Rioublanc
Bordeaux rosé – Château Rioublanc
Der Wein besticht durch seinen feinen Duft, im Mund fein-herb, wie leichter Rotwein.
Neu ist der Tavel von Domaine Maby – zwei Weine sind erhältlich:
Forcadière 2022
Prima Donna 2022
vor allem im Frühling 2023 haben sich die Weine außergewöhnlich verkostet – schreiend leuchtend in der Farbe, intensives Bouquet – dann überraschende Säure, der hohe Alkohol kaum merklich .. inzwischen sind es gediegene “Clairets”
Beim Nachdenken über Rosé-Wein sind wir schnell in den Fragen, wie Wein zu definieren ist (nach der Farbe?), wie er gesetzlich bestimmt wird (wie darf das, was Wein heißt, hergestellt werden?) – wir kommen aber auch in die Geschichte des Weins hinein (und finden den Rosé quasi in biblischen Zeiten bereits vor).
Traditionell wird Rosé aus blauen Trauben gemacht, indem die entrappten Beeren etwas angequetscht ein bis zwei Tage stehen bleiben, wobei Farbstoffe von der Schale in den Most gelangen. Danach wird abgepresst und der Most wie Weißwein weiterverarbeitet. Oder beim Einmaischen von Rotwein läßt man nach ein bis drei Tagen 10-15 Prozent vom Saft ablaufen (den sogenannten Seihmost) – und verarbeitet ihn wie Weißwein weiter, während die verbleibende Maische weiter zu Rotwein verarbeitet wird (der dadurch eine höhere Farbkonzentration und Extraktion erhält).
So weit die Tradition – und die Regeln des Handwerks. Wie aber, wenn man einfach Weißwein mit etwas Rotwein mischt? Wird doch auch rosa – und ist in vielen Ländern erlaubt! Im Zug der Globalisierung hat die EU 2009 vorgeschlagen, dieses Verfahren zu erlauben – nach Protesten der Produzenten aber den Vorschlag wieder zurückgezogen.
Vor allem in Frankreich gibt es eine sehr reiche Tradition, geradezu eine Wissenschaft, wie guter Rosé zu machen ist – welches sind die Parameter dafür? Sehen wir uns einmal eine Beere im Querschnitt an: die Schale ist relativ dünn – in ihr allein sind die Farbstoffe enthalten (es gibt nur wenige Traubensorten mit dunklem Fruchtfleisch).
Dementsprechend hängt der Charakter des Roséweins auch von der Traubensorte ab. Relativ kleinbeerige und dickschalige Rebsorten wie Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc werden etwa im Cabernet d’Anjou verwendet – das Tannin, das hier über die Schalen mithereinkommt, wird durch Restzucker balanciert – so ist dieser Rosé betont “fruchtig”. Auf Château Coursou in Bordeaux wird der Rosé meist aus Merlot gemacht – in mittleren Jahren (wenn die Zuckergradation nicht zu hoch ist) aus Seihmost, was ihn besonders fein macht.
Berühmt sind die Rosé de Provence - und die lokalen Rebsorten sind es auch, die dafür herangezogen werden (Carignan, Cinsault, Grenache Noir, Mourvèdre). Für die besten Weine aber geht es dann nicht nur um die Rebsorte, sondern genauso um die Frage, wieviel Ertrag ist ideal (im Gegensatz zu Rotweinen sind extrem geringe Erträge auch nicht sinnvoll), mit welcher Reife wird die Traube gelesen (weder zu sauer noch überreif), ja sogar zu welcher Tageszeit wird gelesen (in der Früh gelesene Trauben bringen mehr Frische mit) – und überhaupt, welche Lagen eigenen sich für die Produktion von Rosé (nicht zu warm, die kühlsten Lagen aber werden eher für den Weißwein reserviert). Es ist klar, dass ein “idealer” Rosé aus der Provence, der von einer schönen Lage kommt, wo sich kühle Winde und Sonnenexposition günstig ergänzen, der nicht zu hoch im Ertrag gehalten wird, genau zum richtigen Zeitpunkt gelesen wird, dann sorgfältig vinifiziert und rechtzeitig gefüllt: es ist klar, dass so ein Wein nicht umsonst zu haben ist, d.h. er kostet in der Region derzeit 5-7 Euro. Aber was ist das für ein herrlicher Wein – mit seiner leuchtenden Farbe, dem ansprechenden Duft, seiner Saftigkeit, dem feinen Tannin im Mund, dem dichten Aroma, das manchmal leicht, bei den besten Weinen aber füllig ist, ohne schwer zu sein.
Und damit sind wir bei einer Eigenheit des Rosé – seiner Instabilität. Schon die Farbe ist an sich ein Qualitätszeichen, ein guter Rosé leuchtet geradezu .. oder schimmert – aber so wie er ist, bleibt er nicht lang. Schnell wandelt sich der Zyklamenton oder der Zwiebelschalenton und färbt sich in Richtung Orange. Und ebenso schnell ändert sich der Geschmack: Von fruchtig-knackig zu mild. Guter Rosé kann auch nach einem oder zwei Jahren interessant sein – am interessantesten aber ist es, ihn in seiner fortwährenden Veränderung zu verfolgen.
Ein Sonderfall ist der Tavel – ein Herkunfstgebiet im südlichen Rhônetal, von dem schon Balzac bemerkte, dass dieser Rosé der einzige sei, den man auch mit Gewinn lagern kann. Tatsächlich ist guter Tavel leichtem Rotwein näher als leichtem Rosé und wunderbar zu Lachs oder einer Lammkeule.
Vinum clarum und Clairet – die historischen Quellen geben genügend Hinweise darauf, dass in der Antike auch aus Rotweinsorten ein “klarer” Wein gekeltert wurde (der dann also eine leichte Rotfärbung hatte). Auch im Mittelalter war der Clairet in Bordeaux etwa weiter verbreitet als der Rotwein. Erst seit dem 17 Jahrhundert nimmt die Produktion von Rotwein in Frankreich deutlich zu und drängt dann im 19. Jahrhundert den Clairet in den Hintergrund.
Der Artikel verdankt dem Eintrag in Wikipedia vor allem die Bilder oben – aber auch wichtige Hinweise zur Technik und Geschichte des “klaren” Rotweins: