Warum trinken wir Wein? Wein – wozu?
Willi Schedlmayer | 15. Juli 2012Das festliche Getränk – Luxus, Ritus
Wein ist kostbar, viel Arbeit und Wissen sind erforderlich, um ihn hervorzubringen. Wein kann exorbitant teuer sein – und ist dann wahrlich Luxus. Wein ist, durch Traditionen verbürgt, aber auch kultisches Getränk mit hohem symbolischen Gehalt – Juden und Christen trinken ihn mit rituellem Bezug. Aus der Überlieferung kennen wir bacchantische Feste – und das rauschhaft-Feierliche schwingt auch heute noch bei Weinfesten oder Hochzeiten mit. Der Wein ist Spekulationsobjekt, Sammlerstück, Teil einer religiösen Symbolhandlung, Rauschmittel – Nahrungsmittel, Heimittel .. oder Alltagsgetränk
Wein im Alltag
30 Liter Wein trinkt der Österreicher durchschnittlich im Jahr – Säuglinge und Altersschwache eingerechnet. Durchnittlich ist das unter einem Deziliter pro Tag – für einen Säugling zu viel und für einen Weintrinker zuwenig. Tatsächlich ist die für Frauen empfohlene Mengenbeschränkung nur etwa dreimal so viel – etwa 0,25 Liter pro Tag. Was ist da drin? Ein Aperitiv – und zum Abendessen ein oder zwei Glas. Gar nicht so schlecht! Und zu einem besonderen Anlass darf es dann ein bissl mehr sein, und genauso muss Wein ja auch nicht täglich sein. Dennoch: wer Wein regelmäßig trinkt, trinkt mehr, wenn er trinkt. Bis zu einer Flasche pro Person und Tag wurde noch vor wenigen Jahrzehnten als unbedenklich angesehen. In romanischen Ländern zu Mittag einen halben Liter zu bestellen war ganz normal. Heute weiß man sowohl über die gesunderheitlich förderliche Wirkung von Wein als auch über sein Gefährdungspotenial genauer Bescheid. Wer drei Regeln für den Alltag beachtet, wird gut durchkommen:
- Trink nicht täglich Wein.
- Wisse, wieviel du verträgst – und trink dennoch weniger.
- Trink nur die besten Weine (das müssen nicht die Teuersten sein).
Wein entspannt – und vergiftet
Wie alle alkoholischen Getränke ist Wein ein Zaubertrank – er entspannt auf wundersame Weise .. und vergiftet zugleich den Organismus. Solange die Organe gesund sind, kann der Körper das Gift wieder abbauen, wenn nicht zuviel davon zugeführt wurde. Eine Überdosis schadet aber immer – Hirnzellen werden unwiederbringlich zerstört. Regelmäßig “zu viel” beschädigt die Organe, was auch zum Tod führen kann (Leberzirrhose). Viel früher aber schädigt die einhergehende Sucht die geistigen, sozialen und körperlich-seelischen Vermögen. Dies ist der traurige Gegenpol zu dem, was Wein an Erfreulichem mit sich bringen kann – Wein kräftigt, enthält viele wichtige Vitamine und Spurenelemente, ist ein Lebensmittel, das Freude hereinbringt, das zu begeistern vermag, berauschen kann (auch ohne dass dadurch dauerhafter Schaden entsteht).
Wein zum Essen
Viel wird geredet über Essen und Wein – und viel ist geschrieben worden. Wir befinden uns nicht zuletzt auf dem Felde der feinen Unterschiede, des Bescheidwissens, der kulturellen Rituale, der sozialen Ein- und Ausschlüsse. Darum hier einmal ganz kurz: wirklich guter Wein und gutes Essen passen zusammen, da braucht es sonst nicht mehr viel. Brot und Wein, sage ich – und warum nicht ein Stück Käse dazu und etwas Obst. Eine Suppe und ein Glas Wein (und ein Stück Brot). Oder so: eine Flasche aus dem Keller holen – und eine Kleinigkeit kochen dazu. Das ist alles kein Krampf, sondern die reine Freude.
Natürlich kann man auch ein mehrgängies Essen planen und eine individuelle Weinbegleitung – zu jedem Gang einen anderen Wein. Sieben Gänge, mit Apero also acht Weine und danach noch Café und Cognac. In Wahrheit brauchen wir nicht so viel. Was wir brauchen, sind Freunde, die mit uns essen und denen es schmeckt. Darum meine ich, sollten wir Wein zum Essen so planen:
Wer kommt? Wieviele Flaschen möchte ich öffnen?
Dementsprechend lautet die Antwort: eine Flasche oder zwei – oder mehr.
Wie suche ich den Wein nun aus? Ist es nicht vielmehr so, dass die Flasche mich aussucht? Geh in den Keller und lass dich rufen. Oder geh auf den Markt und lass dich ansprechen:
Eine Flasche – ist es ein besonderer Wein, den du schon lange aufmachen willst – oder eine Flasche, von der du weißt, dass sie einem Freund Freude machen wird? Oder hast du schon Essen eingekauft und spürst nun, was es dazu braucht?
Schaumwein
Weißwein
Rosé
Rowein
Wein in der Geselligkeit – Trinkrituale