Welchen Wein zu welchem Essen? Welches Essen zu welchem Wein?
Willi Schedlmayer | 26. August 2012Wissen wir schon, was wir essen? Dann sollte es nicht schwer sein, den richtigen Wein dazu zu finden.
Wir stellen uns das Essen vor, das Wasser rinnt uns im Munde zusammen – und schon ist da auch die Vorstellung eines guten Schluckes, der richtige Wein sucht uns und findet uns auch – so ist das!
Es könnte aber auch sein, dass uns zuerst ein bestimmter Wein sucht – wir einen Gusto auf ihn haben, und noch nicht wissen, was wir essen werden. Wieder bedarf es nur ein wenig imaginativer Kontemplation und schon sind da die Bilder verschiedener Speisen, die dazu passen.
Ein gut gefüllter Keller und ein Markt mit Lebensmittel – wir schöpfen aus dem Vollen und es ist keine Qual, sondern eine Lust, auszuwählen. Wer also bereits Weine ausgewählt hat, die ihm schmecken, und weiß, worauf er Appetit hat, für den ist die Wahl des richtigen Weines oder des passenden Essen jedenfalls kein Problem. Man muss dazu nicht viel wissen, man weiß, was man ausprobiert hat – und das genügt eigentlich – und dann ist da noch die Lust, gelegentlich auch wieder was Neues auszuprobieren.
Was wozu passt, hat sich auch als kulturelles Wissen etabliert. Der Feinschmecker ist gebildet, die Gourmets agieren als Geheimbund: wer den “falschen” Wein wählt, gehört nicht dazu. Daher dann der Wunsch, sich dieses Wissen anzueignen .. als Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung.
Was passt gut zu Huhn? Weißwein haben wir schon probiert – schmeckt herrlich. Haben wir das Huhn in Rotwein gekocht, schmeckt auch Rotwein (z. B. Beaujolais oder Bourgogne) sehr gut dazu. Und guter Rosé passt sowieso. Von Champagner zu schweigen. Könnte vielleicht auch Süßwein passen? Perlhuhn mit Dörrpflaumen und einer Semmelfülle – und einer Gorgonzola-sauce: dazu ein Glas Colheita-Port. Nur als Beispiel. Wir können uns zu Huhn also ganz gut alle möglichen Arten von Wein vorstellen. Wer viel probiert, wird dann auch merken, dass nicht alles gleich gut passt. Aber ich meine, diesem Erfahrungsprozess sollte man nicht durch Vorgaben vorgreifen. Kein Rotwein zu hellem Fleisch ist jedenfalls definitiv engstirnig.
In der Praxis ist die Entscheidung, wieviele Flaschen Wein (bzw., wieviele verschiedene Weine) es zu einem Essen sein sollen, die erste, die zu treffen ist.. Eine, zwei – oder mehr. Je mehr Flaschen aufgemacht werden sollen, umso zahlreicher werden die Möglichkeiten der Kombination.
Wird nur ein Wein getrunken, schränkt das die Auswahl des Essens viel weniger ein, als man glaubt. Wichtig ist vielmehr, dass der Wein gut ist! Der gute Wein ist wie ein guter Gastgeber.
Zwei verschiedene Weine können unterschiedlich miteinander kommunzieren: als Steigerung (von leicht zu schwer), als feine Differenz (zweier Lagen etwa), als Ergänzung (manche wollen nach einem Weißwein einfach auch noch einen Schluck Roten), etc.
Ab drei Weinen kommt zusätzlich die Möglichkeit herein, ein “reiches” Angebot zu machen – etwa drei unterschiedliche Weintypen zu trinken (z.B. Schaumwein, Weiß- und Rotwein, oder trocken, halbtrocken und süß). Es gilt aber auch: je mehr Unterschiedliches hereinkommt, umso fragiler wird die Hamronie. Und es bleibt die Tatsache: wir essen ohnehin ganz allgemein zu viel. 5-7 Gänge mit individueller Weinbegleitung überfordern uns eher, selbst wenn alles perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Noch einmal: man kann gar nicht den falschen Wein aussuchen zu einem Essen (wenn er nur gut ist) – man kann nur: die richtigen Erfahren machen .. und das ist die Hauptsache (sich auf Erfahrungen einzulassen). Also nur Mut: ausprobieren und Erfahrungen machen. Der Genuß ist ein Ziel und jedes Aha-Erlebnis klönnte uns neue Möglichkeiten dazu aufschließen.