Weingut Tauss: Leutschach / Südsteiermark
Willi Schedlmayer | 1. November 2012Biodynamisch im Weingarten, reifes Traubenmaterial, nur Spontangärung, konsequenter biologischer Säureabbau, genügend Zeit für den Ausbau im Holzfass, sehr wenig Schwefel, kaum Filtration – hier ist eine Entschlossenheit am Werk, aber ganz ohne Krampf, im Gegenteil, es kommt eine Gelassenheit herein, die wohltuend wirkt. Auch eine angenehme Bescheidenheit, die sich abhebt von der Überheblichkeit mancher Szenewinzer.
Wir kosten und staunen: die Weine haben eine ruhige Kraft, sind gut, so dass man erst einmal nachkosten muss – und sich dann genießend zurücklehnen kann. Sie öffnen einem .. Zeit und Bedenklichkeit. Und das vom “einfachsten” Gewächs weg, etwa dem Welschriesling, der in einem Jahrgang wie 2011 fast wie ein Rhônewein daherzukommen scheint: sonnenverwöhnt, rund – dabei mineralisch und anhaltend .. kurz, ganz anders, als man sich gemeinhin Welschriesling vorstellt.
Stupend ist, wie die Balace bei Tauss eigentlich jedes Jahr gelingt – vielleicht sind sogar die Weine aus “kleineren” Jahren (2010?) noch bessere Zeugnisse einer Könnerschaft als die mächtigen Weine aus Jahren wie 2009 oder 2011. Das Sortenspektrum ist steirisch breit, vom Welschriesling über Burgundersorten, naturgemäß zu Sauvignon und Traminer .. und auch beachtlichen Rotwein gibt es. Vom Säureabbau (und von den möglichst reif geernteten Trauben) her sind die Weißweine für die Steiermark fast a-typisch mild, dabei aber immer sehr mineralisch – und eben doch von einer reifen Säure getragen. Vielleicht sollte man überhaupt nicht zu viel Allgemeines sagen über die Weine, denn erschließen werden sie sich jeweils in besonderen Momenten. Ich muss da erst noch mehr Erfahrungen sammeln, aber meine Nase sagt mir: so nahe an den besten Franzosen sind wir sonst nicht so bald in Österreich.
Die trocken vinifizierten Weine werden in zwei “Linien” angeboten: Vom Opok (damit meinen die Einheimischen einen Ton-Mergel-Boden) – und Hohenegg (höher gelegen, noch später geerntet, mineralischer). Entscheidend finde ich, dass die Weine für den Endverbraucher zu akzeptablen Preisen angeboten werden: Opok um die 10 Euro – Hohenegg ca 15-20 Euro.
Die Fotos sind vom Weingut Tauss zur Verfügung gestellt.