Verkostung der Weine von Josef Salomon
Willi Schedlmayer | 19. Oktober 2012Grüner Veltliner „federleicht“ 2011 - man muss sehr lange suchen, um in dieser Gegend einen vergleichbaren Wein zu finden: ohne Zuchthefen entsteht ein sehr ansprechender Wein mit deutlichem Bodenton, der mit angenehm resch-reifer Säure und durch seine Leichtfüßigkeit überzeugt.
Falkensteiner Ried Rosenberg Grüner Veltliner 2011 - kräftiger im Alkohol, dichter in der Nase, fülliger am Gaumen .. schöne Balance. Diese beiden Veltliner zeigen für mich, wo die große Stärke von Salomon-Weinen in Zukunft liegen könnte: Die Spontangärung bringt Komplexität und der richtige Lesezeitpunkt ermöglicht Weine mit lebendiger Säure, die nicht zu alkoholstark sind. Beim Jahrgang 2012 zeichnet sich ab, dass es mehr von diesen Weinen geben wird. In dieser Verkostung haben aber Weine dominiert, bei denen die Reife-Maximierung der Trauben im Vordergrund gestanden ist, wie die nächsten Kostbeispiele zeigen:
Falkensteiner Ried Setzgarten Sylvaner 2011 - sehr feine Säure, überraschendes Aroma-Bild (das ist man von dieser Sorte nicht gewöhnt!): herbstlich-reife Früchte, aber auch süße Blüten, dabei metallische Anklänge und rauchig .. sehr anhaltend und durchaus komplex. Trocken – zugelich aber extraktsüß .. womit sich für mich die Frage stellt: wann sollen wir einen solchen Wein trinken – und wozu? Er ist jetzt schon gut und wird sich mindestens 15 Jahre weiter entwickeln. Aber diese Auslese-Weine passen eigentlich nicht so gut zum Essen als weniger wuchtige Gewächse (beziehungsweise passen sie nur zu ganz besonderen Gerichten). Dieser Wein ist – ein Ausnahme-Wein .. und ein bissl hat man den Eindruck, bei Salomon gibt es mehr exzeptionelle Weine als “normale”.
Falkensteiner Ried Eckartsberg Chardonnay 2011 - schon wieder ein Gigant: was für ein Kerl, was für eine Aromenfülle, welche Kraft! Dabei auch noch sortentypisch – brotig, Zesten, Karamell. Und auch hier ist wieder klar: in ein paar Jahren wird das noch beeindruckender sein; als besondere Freude kommt natürlich herein, dass man diesen Wein mit anderen Chardonnays vergleichen kann. Meursault, Corton, Chablis – und der Falkensteiner setzt eine deutliche Gegenposition (kein Säureabbau, kein Barrique – aber Extrakt, aber Alkohol, aber Säure). ein starker Wein – und doch denke ich mir: etwas früher gelesen, mit Säureabbau, im gebrauchten Barrique ausgebaut .. würde ich einen Wein von hier auch gerne einmal kosten.
Falkensteiner Gemischter Satz Reserve 2011 - jetzt kommt der Restzucker dazu, das Mollige .. und die Forderung nach Zeit. Ab hier denken wir nur mehr in Fünfjahresschritten: in fünf Jahren wieder kosten, in zehn Jahren mit dem trinken beginnen, in 15 Jarhen auf dem Höhepunkt (und wer sind wir dann?). Eigenwillig, dieser gemischte Satz, der eigentlich keiner ist, denn es sind Trauben aus verschiedenen Lagen, die gemeinsam ausgebaut wurden – aber mit einiger Verführungskraft. Die Italiener haben einen schönen Ausdurck für Wein, der zum Essen nicht so gut passt, aber doch zur Auseinandersetzung einlädt: Vino da meditazione. Wer also meditieren will – das ist genau der richtige Wein!
Falkensteiner Ried Kirchberg Gewürztraminer 2011 - wie der Chardonnay ein glänzender Sortenvertreter, noch typischer, denn beim Traminer hat auch die Restsüße Tradition. Herrliches Rosenbouquet, holzige Noten (Rosenholz – nicht Barrique), sehr subtil, wie es sich gehört – die Süße spielerisch eingebunden, eine sehr beachtliche Säure, die dem Wein Größe gibt: Hut ab! Das ist Traminer! Jetzt und für lange Zeit. Bekanntlich köstlich auch zu scharfen Gerichten und Rotschmierkäse.
Falkensteiner Ried Rabenstein Riesling 2011 - Whow – der lehnt sich herein. Riesling-Auslese pur – deutliche Sorte, dichte Aromatik, Restsüße, sehr reife Säure. Wird sehr schön, schmeckt aber auch jetzt schon zu Dessert (besonders, wenn man mit dem Wein auch gleich kocht). Extrem lecker.
Ried Rosenberg Grüner Veltliner 2005 - ölig im Glas, subtile Nase, engmaschig am Gaumen – eher sanft und fein ausklingend, ein diskreter Wein mit guter Harmonie, der zeigt, wie langsam solche Weine im Hause Salomon entwickeln. Dass dieser Wein 18 Punkte bei Vinaria bekommen hat, sehe ich eher als allgemeine Auszeichnung für das Haus Salomon – denn von den 2011ern sind sind einige Weine dabei, die mit diesem locker mithalten können.
Riesling 1997 - der absolute Topwein der Verkostung. Da sagst nix mehr. Strahlender Riesling, Restzucker von 17 g. locker eingebunden – herrlich straffe Säure – ein großartig strukturierter Wein, der noch Jahrzehnte halten dürfte, aber vor allem jetzt auch wirklich was herzeigt. So mancher berühmte Wein aus der Wachau sähe alt aus daneben. Womit sich mein Verdacht bestätigt: bei Salomon wird darum immer aufs Ganze gegangen, damit dann gelegentlich so was gelingt. Wobei eben zu sagen ist, dass ja auch die Weine, die nicht ganz so großartig gelungen scheinen, immer noch sehr beachtlich sind.
Neuburger 1983 - gleich nach dem Öffnen hell und erstaunlich frisch, färbt dann aber schnell nach und verfällt etwas; wir haben ihm nicht genug Zeit gegeben: vielleicht wäre nach einer Stunde oder nach einem Tag wieder ein anderer Wein dagestanden?