Weißwein
Willi Schedlmayer | 9. Juli 2010Farbe
Weißwein wird aus reifen Trauben gemacht, deren Schale grün-gelb oder gold-gelb, ocker-gesprenkelt, manchmal in Kupferschimmer gefärbt ist – im Gegensatz zu Rotwein, der aus reifen Trauben mit blaufarbener Schale gemacht wird. Ein Sonderfall sind “weißgepresste” Rotweintrauben (blaue Trauben werden schnell abgepresst, damit der Saft keine Farbe von den Schalen annimmt).
Zur Herstellung von Weißwein wird es einen eigenen Artikel geben (->)
Weißwein wird also vor allem einmal über die Farbe der Trauben definiert, dann auch durch die Herstellungsweise (der Saft wird nicht so lange auf den Schalen gelassen, wie beim Rotwein, dadurch kann er nicht so viel Stoffiges extrahieren) – im Endeffekt ist es der Wein selber, der sich farblich vom Rotwein unterscheidet: Weißwein kann fast wasserhell sein, grün-golden hell schimmern, in kräftigem Gelb leuchten, im Alter gar Ocker- oder Brauntöne haben (und darin einem ganz alten Rotwein schon wieder ähnlich sein).
Einmal möchte ich mit Blinden reden, wie sie Weißwein erleben! Überhaupt: den Kontakt zu blinden Weinliebhabern suchen, von ihnen wäre manches zu lernen.
Temperatur
Weißwein ist also ein heller Wein, tendenziell von gelblicher Farbe – aber das ist nicht alles! Die Welten von Weißwein und Rotwein sind voneinander getrennt .. durch ein paar Grad Celsius in der Trinktemperatur. Weißwein wird allgemein kühler getrunken als Rotwein. Ist das so gravierend? Ja!
Weißwein nicht zu kalt trinken – leichte und frische Weißweine können mit ca. zehn bis zwölf Grad Celsius getrunken werden, kräftigere Weinen dürfen etwas wärmer sein, etwa 12-14 Grad Celsius.
Säure
Einer der wesentlichen Parameter für Wein ist die Qualität seiner Säuren. Im Alkoholisch vergorenen Wein finden wir vor allem Weinsäure und meist auch etwas Apfelsäure. Der Anteil an Apfelsäure kann abgebaut werden, wie man sagt: durch Milchsäurebakterien. Übrig bleibt die “mildere” Weinsäure. So kann man Weißweinwelten unterscheiden – mit und ohne Säureabbau. Beim Österreichischen Weißwein wird traditionell die Säure nicht abgebaut, im französischen Burgund sehr wohl.
Intensität und Qualität der Säuren unterscheiden Weine: rassig-kräftige Säure bei den Weißweinen der Loire, milde, kaum spürbare Säure bei den Weißweinen im südlichen Rhônetal (sie sind runder, sagt man). Unterschiede aber auch innerhalb einer Region: Im Elsass finden wir reifere, üppigere Weine von den Hängen, die sich von Strassbourg nach Süden ziehen – weiter “oben” (am Rhein) bei Mulhouse aber schlankere und säurereichere Weiße. Oder zwischen einzelnen Rebsorten: Säurestraffer Gros Plant – oder üppiger Chenin blanc im Loiretal etwa.
Extrakt und Alkohol
Ein “schwerer” Wein hat beides: viel Extrakt und mehr Alkohol. Dies sind mengenmäßíg die wichtigsten nicht-wässrigen Bestandteile des Weines.
Alter
Ein leichter, fruchtig-frischer Weißwein sollte in seinen ersten Jahren getrunken werden. Es gibt aber trockene Weißweine, die sich über mehrere Jahrzehnte positiv entwickeln – das Alterungspotenzial eines Süßweines kann ein Jahrhundert überschreiten. Mit dem Alter entwickeln sich die Aromen, werden kräftiger, wandeln sich – der Wein nimmt Farbe, wird intensiver im Farbton, dunkler.
Restsüße
Spät gelesene Trauben erbringen einen so süßen Saft, dass nicht der ganze Zucker in Alkohol vergoren werden kann oder soll. Wenn die Vergärung durch Alkoholbeigabe (‘Branntwein) abgestoppt wird, spricht man von gespriteten Weinen (Port-Wein, Madeira, Vin doux naturel etc.). Die Gärung kann aber auch durch Schwefelzugabe oder Temperaturführung reguliert werden. Die süßesten Weine haben oft weniger Alkohol – als würden die Hefen im Zucker-Schlaraffen-Land ncht mehr arbeiten wollen.